Deutschland (1)

Neben Clejuso (eigene Seiten) gibt es in Deutschland derzeit an Handschellen-Serienproduktion für Polizei und Justiz noch die Firma Heinrich Hagge. Vor vielen Jahrzehnten gab es einige Hersteller (z.B. Mühlenfeld, Stotz, Kayser, Stein), deren Handschellen heute zu Sammlerpreisen - also jenseits von Gut und Böse - gehandelt werden. Nicht vergessen werden die Fesseln aus der DDR, für die ich eine eine eigene Seite habe.

Stotz Handschellen:

Die Stotz ist eine Handschelle, die schon im 19. Jhd. hergestellt wurde und sehr vereinzelt etwa bis in die 60-er Jahre bei Deutschen Polizeieinheiten im Einsatz war.
Die Stotz-Repliken hat mit hoher Wahrscheinlichkeit der Australische Schmied Ian McColl hergestellt. Er kann sich aber auch nicht mehr an jedes einzelne Stück erinnert, das er je reproduziert hat.

Die Stotz ist ein sehr schönes und sehr seltenes Stück, so dass sie heiß begehrt ist und auch Repliken (bzw. Reproduktionen) hergestellt werden.
Natürlich sieht der Nachbau (im Bild links) besser aus, er ist ja auch jünger.
Es gibt auch Unterschiede beim Schlüsselgewinde und in der Form der Rasten auf dem Bügel. Beide haben jedoch das typische Linksgewinde. Während die Schlüssel von Darbies in der Regel im Uhrzeigersinn eingedreht werden, um die Schellen zu öffnen, dreht man bei den Stotz gegen den Uhrzeigersinn, also so herum, wie man auch eine Flasche öffnen würde.
Allerdings hat ein anderer Sammler ein Exemplar mit Rechtsgewinde, bei dem die üblichen Stotzschlüssel so nicht passen. In welcher Größenordnung diese Varianten gebaut wurden, ist mir nicht bekannt.

Stotz Fußfesseln:

Die Fußschellen von Stotz sind noch viel seltener als die Handschellen. Selbst ein solcher wunderschöner und voll funktionsfähiger Nachbau von Ian McColl ist richtig selten.
Wie bei den Handschellen schließen die Bügel in einer guten, ovalen Form. Es lässt sich nachvollziehen, dass dadurch und durch die breiten Auflageflächen die Fesseln nicht unnötig unangenehm zu tragen waren. Bei der vorliegende Replika kommen noch die abgerundeten Kanten hinzu. Ob sie das beim Original auch waren, vermag ich nicht zu sagen.

Polizei Baden-Württemberg:

Diese Polizeihandschelle aus den 40-er oder 50-er Jahren stammt aus deutscher, wahrscheinlich jedoch französischer Produktion. Auch wenn das nicht gesichert ist, gleicht die Bauweise doch sehr verschiedenen französischen Handschellen.
Die nicht-gespiegelte HS weist einige Besonderheiten auf, allen voraus wohl die Möglichkeit, die Schellen durch ein Vorhängeschloss zu sichern. Dafür sind die Löcher im beweglichen Bügel vorhanden. Wenn die Schellen geschlossen ist, wird der Schlossbügel durch das größere Loch im Korpus gesteckt und das Vorhängeschloss geschlossen.

Das ist mithin die umständlichste Art eines Doublelocks, aber wenigstens ist auf diese Weise eine Sicherung möglich.